30.03.2011: BI "Stahnsdorf gegen Fluglärm"
Sehr geehrte Frau Bürgermeisterin Hustig,
ich bin der 1. Sprecher der überparteilichen Bürgerinitiative "Stahnsdorf gegen Fluglärm" und wende mich an Sie aufgrund Ihrer in der heutigen MAZ abgedruckten Stellungnahme zum Thema "Flugrouten"
(http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/12049337/60709/Laerm-Initiativen-und-Buergermeister-bleiben-hart-bei-BBI.html ). Dabei beziehe ich mich insbesondere auf folgendes Zitat:
„Wenn Kleinmachnow, Stahnsdorf, Teltow und der Südwesten Berlins gar nicht mehr von den Flugrouten berührt sind, dann sind Kommunen in der Lärmkommission, die nicht betroffen sind und die, die betroffen sind, sind nicht drin...Normalerweise müsste die Kommission jetzt neu besetzt werden.“
Leider kann ich nicht nachvollziehen, wie Sie zu Erkenntnis gelangen, dass die von Ihnen genannten Gemeinden und Städte sowie der "Südwesten Berlins" nicht mehr von Flugrouten berührt sind. Als Bürgermeisterin sollten Ihnen doch die geografischen Gegebenheiten Ihrer Nachbarkommunen bekannt sein. Nur für den Fall, dass dies Ihnen nicht bekannt ist, füge ich eine Karte der Deutschen Flugsicherung bei, so wie sie auch gestern in allen regionalen Zeitungen abgedruckt war.
Anhand dieser Karte können Sie unschwer erkennen, dass die Stahnsdorfer Gemeindeteile Sputendorf, Schenkenhorst, Güterfelde, Kienwerder, Kleinmachnow und das östliche Potsdam sowie der Berliner Bezirk Steglitz-Zehlendorf direkt an oder unter der sogenannten NOOST-Route liegen. Diese als Alternative 4 bezeichnete Flugroute dürfte auch die von Ihnen vertretene Gemeinde nicht völlig unberührt lassen, da Flugzeuge bekanntlich nicht "wie auf Schienen" fliegen, sondern sich großflächig in Korridoren bewegen. Der verursachte Lärmkegel verbreitert sich mit steigender Höhe.
Sehr gern würden wir Ihnen persönlich erklären, welche Folgen einzelne Flugrouten haben und es für die gesamte Region nördlich der geraden Linie der Startbahn Nord des BER nur eine einzige Alternative gibt, die uns alle vom schlimmsten Lärm befreien würde. Es ist die auf der Karte eingezeichnete Alternative 8, für die sich die BI Stahnsdorf gemeinsam mit den Mitstreitern aus Teltow, Kleinmachnow und Steglitz-Zehlendorf von Anfang an einsetzt. Ein diesbezüglicher Antrag wurde schon im November 2010 - noch weit bevor andere überhaupt die Bedeutung dieses Gremiums erkannt haben - in die Fluglärmkommission eingebracht. Wir als BI Stahnsdorf fordern Sie auf: Schließen sich unseren Argumenten im Sinne der Aussage "Außen rum statt oben drüber" an! Korrigieren Sie Ihre Aussage gegenüber der MAZ!
Das "Bündnis Berlin-Brandenburg gegen neue Flugrouten", zu welchem u.a. die Bürgerinitiativen Havelseen, Teltow, Kleinmachnow, Potsdam sowie Stahnsdorf gehören, hat daher folgende Forderung aufgestellt:
"Die Maxime „geradeaus und außen rum" muss uneingeschränkt umgesetzt werden. Für alle Abflüge in Richtung Westen bedeutet das konkret: Die Flugzeuge müssen in gerader Linie bis zum Autobahndreieck Werder A2/A10 geführt und erst dort über den westlichen Berliner Ring Richtung Norden und Osten bzw. weiter geradeaus Richtung Westen geleitet werden. Diese Routenführungen müssen unabhängig von erzielten Höhen verbindlich festgeschrieben werden. Eine Freigabe für die abfliegenden Flugzeuge darf bei Westwind insofern erst nach Erreichen des Autobahndreiecks Werder (A2/A10) für Westflüge und nach Erreichen der nördlichen Abzweigung der A10 oberhalb von Potsdam für Nord- und Ostflüge erfolgen. Darüber hinaus müssen bei Westwind alle Abflüge mit Ost-Destination über die Südbahn abgewickelt werden. Sie müssen von dort zunächst geradeaus in Richtung Westen geführt werden und dann ausnahmslos über unbesiedeltem Gebiet südlich in Richtung Osten abzweigen. Über dem wissenschaftlichen Atomreaktor Helmholtz-Zentrum muss unverzüglich und dauerhaft eine absolute Flugverbotszone errichtet werden."
Gestatten Sie mir auch noch einen anderen Hinweis. Immer wieder hören wir, dass die sog. NOOST-Route akzeptiert werden müsste, weil sie ja im Planfeststellungsverfahren bekannt gewesen sei. Der Punkt NOOST sowie die Route dorthin waren aber NICHT Gegenstand der seit mehr als einem Jahrzehnt kommunizierten Flugrouten: Es stimmt NICHT, dass die in den Plänen von 1998 über Stahnsdorf und den Ortsteil Wannsee führende Route identisch ist mit der Route, die aktuell über den NOOST-Punkt über den Wannsee führen soll. Erstens verlief die 1998er-Route über dem Ortsteil Wannsee mehrere Kilometer weiter westlich als die jetzt geplante NOOST-Route. Dadurch gäbe es mit der aktuellen Planung weit mehr Betroffene als bei den 1998er Routen. Zweitens war die 1998er Route eine Route Richtung Nordwesten, nämlich die nur sehr geringfügig frequentierte und mittlerweile sogar für den BBI nicht mehr vorgesehene Brünkendorf-Route. Die aktuelle NOOST-Route hingegen beinhaltet eine Jet-Route Richtung Norden und vor allem Nordosten (GERGA). Auch in dieser Hinsicht ist sie nicht vergleichbar mit der 1998er Route. Während in der Planfeststellung noch von ca. 23 Flugzeugen pro Tag über der Region ausgegangen wurde, würde die NOOST-Route zu einem Überflug von bis zu 120 Flugzeugen pro Tag, mehr als sechs pro Stunde - oder anders ausgedrückt - alle 10 Minuten führen.
Sollte Sie die MAZ falsch zitiert haben, so wäre eine Richtigstellung sicher angebracht. Wir würden uns über einen diesbezüglichen Hinweis von Ihnen sehr freuen.
Mit nachbarschaftlichen Grüßen und in der Hoffnung, dass auch Sie die Bedeutung einer geeinten Region erkennen verbleibe ich.
Matthias Piaszinski
BI Stahnsdorf gegen Fluglärm
Tel. 0172/3843855
30.3.2011