Stahnsdorf - In der Regionalgruppe des Bundes für Umwelt und Naturschutz in Deutschland (BUND) hatte man sich über die vorweihnachtliche Botschaft gefreut. Hatte doch Stahnsdorfs Bürgermeister Gerhard Enser verkündet, dass die Aufwertung der Kanalaue zu einem konkreten Projekt einer künftig gehaltvollen Zusammenarbeit der drei mittelmärkischen Gemeinden Kleinmachnow, Teltow und Stahnsdorf gehört. Das klang für die BUND-Gruppe äußerst vertraut: Immerhin hat sie sich die Aufwertung der Kanalaue zum Regionalpark mit durchgängigen Rad- und Wanderwegen auf beiden Uferseiten zum Ziel gesetzt.
Doch haben sich in der jüngsten Sitzung der Kommunalen Arbeitsgruppe „Der Teltow“ (KAT) viele große Worte für eine bessere Städtekooperation mehr oder weniger als Lippenbekenntnisse erwiesen (PNN berichteten). Auch die Kanalaue und die Idee, in ihrem Umfeld 2012 die Landesgartenschau stattfinden zu lassen, erfuhren eine Abfuhr. Schon als der Kleinmachnower SPD-Abgeordnete Jens Klocksin im September die Laga-Idee vortrug, gab es Stirnrunzeln. Zwar gefiel der Gedanke, Landmarken wie die Teltower Altstadt, den Seeberg, den alten Dorfkern und die Kiebitzberge in Kleinmachnow sowie den Stahnsdorfer Südwestkirchhof zu verbinden. Doch scheute etwa Teltows Bürgermeister Thomas Schmidt den „enormen Kostendruck“, den man sich bis 2012 auferlegen würde. Andere, wie der Teltower CDU-Abgeordnete Florian Lewens, sahen „wichtigere Dinge, die es zu tun gibt“. Doch zumindest kam man überein, den Kostenvoranschlag für eine Projektskizze einzuholen.
Zwischen 6000 und 10 000 Euro bezifferte Enser nun in der Vorwoche gegenüber der KAT die Kalkulationen, die ihm von drei Planungsbüros genannt wurden. „Es geht preiswerter“, entgegnete Klocksin, der sich auf bekannte Planer berief. Vor allem aber sollte man die Laga-Idee „nicht über die Preisstrecke erlegen“. Zudem gehe es primär um die Aufwertung der Kanalaue, so dass man dieses Vorhaben nicht zwingend an die Gartenmesse koppeln müsse. Auch sein Kleinmachnower Parlamentskollege betonte das Potenzial der Kanalaue, deren Aufwertung er sich in Zusammenhang mit einer Landesgartenschau entlang des Kanals gut vorstellen können und warb dafür, „diesen Schritt zu tun.“ Tatsächlich verständigte man sich mehrheitlich darauf, die Laga nicht zu streichen. Doch wer hoffte, der Weg sei damit geebnet, sah sich getäuscht. Das ursprüngliche Vorhaben, eine Ideenskizze für die Gestaltung der Uferbereiche zu erarbeiteten, scheiterte am Veto der Stahnsdorfer KAT-Vertreter. Zwar stimmten auch Teltower gegen den Antrag, auch Kleinmachnower enthielten sich. Da aber mehr als zwei Drittel der Stahnsdorfer gegen den Vorschlag stimmten, fiel der Antrag durch. Konkret heißt das: Die drei Kommunen werden sich nicht an einem Konzept zur Aufwertung der Kanalaue beteiligen, die als Grenzgebiet während der deutschen Teilung lange vernachlässigt war.
„Unglücklich“ nannte Stahnsdorfs Bürgermeister den Ausgang der Abstimmung, der, so sehen es andere, bei tatsächlichem Willen und Überzeugung für mehr Miteinander vermeidbar gewesen wäre. Beim BUND ist man enttäuscht. „Wir haben uns mehr erhofft“, so Sprecher Mathias Schmitt-Gallasch. Aufgeben werde man das Vorhaben keinesfalls. Wenn sich nicht die Kommunen, die der Teltowkanal verbindet, um deren wertvolle Uferlandschaft kümmern wollen, werde der BUND andere Förderer suchen.
Peter Könnicke
Potsdamer Neueste Nachrichten
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