Brücke mit Lücke
Wiederaufbau der Teltowwerft-Brücke?
Mit neuen Plänen für die Teltowwerft kommt eine Fußgängerbrücke wieder in die Diskussion. Am Werftgelände soll mit einem Freizeithafen auch Berliner Konkurrenz für die Teltower Marina entstehen.
Der gute Wille ist auf beiden Kanalseiten da, allein es fehlt das Geld. Gut ein Jahr nachdem sich auch die Steglitz-Zehlendorfer für den Wiederaufbau der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Teltowwerft-Brücke ausgesprochen haben, bleibt sie vorerst eine Vision. „Voraussetzungen für weitere Planungen sind Finanzmittel“, erklärte der Bezirksstadtrat für Soziales und Stadtentwicklung von Steglitz-Zehlendorf, Frank Mückisch (CDU), den PNN, und die fehlten.
Noch hat „Berlin andere Prioritäten“, bedauert Teltows Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD). Doch auch Teltow schwimmt derzeit nicht im Geld. Die Kostenexplosion bei der Marina bremst neue Bauprojekte vorerst aus. Dabei hatte gerade der im Bau befindliche Hafen das Interesse der Berliner geweckt und für neuen Schwung in der Brückendiskussion gesorgt – zumal auf der anderen Kanalseite jetzt ein zweiter hinzukommen soll.
Nicht nur ein "Brückenschlag zwischen Berlin und Brandenburg"
Ausgehend von der ehemaligen Teltowwerft am Ende der Zehlendorfer Sachtlebenstraße würde die geplante Fußgänger- und Radlerbrücke in Teltow zwischen Möbelmarkt und Industriemuseum direkt ins altstadtnahe Gewerbegebiet an der Oderstraße führen. Nach Vorstellungen von Teltows Stadtoberhaupt soll die neue Querung über den 1906 eröffneten Kanal daher nicht nur ein „Brückenschlag zwischen Berlin und Brandenburg“ sein, sondern auch die Wirtschaft in der Berliner Umlandkommune weiter beleben.
Die gegenwärtigen Entwicklungen auf Berliner Seite könnten das Interesse an dem Projekt befördern. Die Steglitz-Zehlendorfer haben inzwischen das Bebauungsplanverfahren für das denkmalgeschützte Werftgelände wieder aufgenommen. Nachdem zunächst ein Investor abgesprungen war, gäbe es nun einen neuen Träger, der das historische Gelände mit Lokschuppen und Umspannwerk zum attraktiven Wohngebiet entwickeln will – mit einem Freizeithafen. Damit bekäme Teltows Marina wenige Hundert Meter weiter Konkurrenz.
Der noch vorhandene Bauhafen der Teltowwerft soll mit Liegeplätzen für Freizeitkapitäne ausgebaut werden. Wie viele Boote hier einmal anlegen können, ist derzeit noch nicht bekannt. Nach Auskunft der Bezirksverwaltung lägen dazu noch keine detaillierten Planungen vor. Einer Brücke über den Teltowkanal stünde das Bauvorhaben auf dem Werftgelände aber nicht im Weg.
Noch sind die Wege für Fußgänger und Radfahrer beiderseits des Kanals recht weit. Zwischen Knesebeckbrücke, die Teltow derzeit mit Steglitz-Zehlendorf verbindet und Rammrath-Brücke, die über die Warthestraße nach Kleinmachnow führt, liegen mehr als zwei Kilometer. Die neue, ausschließlich für Fußgänger und Radler konzipierte Teltowwerft-Brücke läge mittendrin. Angesichts des immer ernster werdenden Zustandes der von Betonkrebs zerfressenen und dringend zu ersetzenden Rammrath-Brücke gewinnt sie an Bedeutung. Vor allem der Allgemeine Deutsche Fahrradclub hält den Kanalübergang für Fußgänger und Radfahrer wegen der angespannten Verkehrssituation in der Stadt für alternativlos (PNN berichteten).
Kein optimaler Zeitpunkt
Allerdings müsste auch das Wasser- und Schifffahrtsamt den Brückenplänen zustimmen. Wie berichtet verhandelt die Stadt Teltow derzeit mit der Behörde über eine mögliche Behelfsbrücke, die während des Neubaus der Rammrath-Brücke vor Ort die Verbindung über den Teltowkanal aufrechterhalten soll. Derzeit ist ein Gutachten in Arbeit, das darlegen soll, ob und inwieweit ein solcher Behelfsübergang insbesondere für den Brand- und Katastrophenschutz zwingend ist, so Schmidt. Der Zeitpunkt, um mit der Behörde über eine weitere Brücke zu verhandeln, sei nicht gerade optimal.
Ungeachtet dessen werde Teltows Regionalmanager Jürgen Piekarski die seit mehr als einem Jahrzehnt andauernde Diskussion um den Kanalübergang in Höhe der Teltowwerft weiterführen und „die Gespräche mit den Beteiligten intensivieren“, sagt Teltows Bürgermeister.
Eng am historischen Vorbild
Schon im Jahr 2003 hatte die Lokale Agenda die im Krieg zerstörte Brücke, die einst am Ufer verkehrende Treidelbahnen über den Kanal in den ehemaligen Bauhof in der Sachtlebenstraße zog, ins Gespräch gebracht. Vor fünf Jahren beauftragten Berlin und Teltow das Ingenieurbüro Baurconsult mit der Prüfung. Im Ergebnis legte das Büro acht Entwürfe für die neue Brücke vor. Auf eine haben sich die Teltower Stadtverordneten mittlerweile verständigt.
Demnach soll sich die Brücke eng am historischen Vorbild orientieren und ausgehend von zwei Betonrampen eine Stahlfachwerk-Konstruktion übers Wasser führen. Dies ist mit vorläufig berechneten 650 000 Euro auch die preiswerteste Variante. Auch bei den Nachbarn kommt der Entwurf gut an. „Mit einer solchen Brücke wären wir einverstanden“, sagt Bezirksstadtrat Frank Mückisch. Analog zur Knesebeckbrücke würden Teltow und Berlin je zur Hälfte die Brücke in ihre Baulast übernehmen und die Gesamtkosten gemeinsam tragen.
Solveig Schuster
pnn
24.5.2016
https://www.pnn.de/potsdam-mittelmark/wiederaufbau-der-teltowwerft-bruecke-bruecke-mit-luecke/21428554.html
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