Radwege für Teltowkanalaue in Gefahr
Schwarz-Gelb kürzt Etat –
Region könnte leer ausgehen / BUND: erster Schritt für Kanalausbau
Der geplante Ausbau der Radwege entlang des Teltowkanals ist gefährdet. Offenbar hat das Bundesverkehrsministerium Abstand von den Plänen genommen, Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf beim Wegeausbau in der Kanalaue zu unterstützen. Die drei Kommunen hatten sich beim Verkehrsministerium um Fördergelder in Millionenhöhe beworben, die Signale im Frühjahr 2009 waren vielversprechend. Rund 3,6 Millionen Euro sollten fließen. Jetzt kommen wohl lediglich 100 000 Euro an. Viel zu wenig, um die Löcher im Wegenetz zwischen den drei Orten zu stopfen.
Eine offizielle Absage des Bundes stehe zwar noch aus, dennoch seien die Vorzeichen schlecht, sagte gestern SPD-Bundestagsabgeordnete Andrea Wicklein gegenüber den PNN. „Von dem Projekt und seinen Kosten will die jetzige Bundesregierung nichts mehr wissen.“ So hätte das Verkehrsministerium für den Radwegeausbau in ganz Deutschland nur ungefähr die Gelder bereitgestellt, die allein für die Radwege am Teltowkanal benötigt würden. Lediglich die Planungskosten in Höhe von 100 000 Euro sollen hier übernommen werden, so Wicklein. Die Abgeordnete machte den Regierungswechsel für die neue Förderpolitik verantwortlich. Eine PNN-Anfrage an das Bundesverkehrsministerium wurde gestern nicht beantwortet.
Im Frühjahr 2009 hatten die Bürgermeister von Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf dem Ministerium ihre Förderanträge überreicht. Die damals anwesende Staatssekretärin machte den Kommunen Hoffnung: Mit Hilfe des Bundes sollten die Lücken des Weges zwischen der Berliner Stadtgrenze auf Teltower Seite im Osten und auf Stahnsdorfer Seite im Westen geschlossen werden. Insgesamt wollte der Bund 75 Prozent der Baukosten für die Geh- und Radstrecke übernehmen. Geplant war ein beidseitiger Schotterweg mit drei Metern Breite.
Ohne die Förder-Millionen sei das Projekt nicht zu stemmen, sagte gestern Stahnsdorfs Bürgermeister Bernd Albers (Bürger für Bürger) gegenüber den PNN. „Der politische Wille ist da, aber die finanzielle Leistungsfähigkeit hat sich verschlechtert“, so Albers. Angesichts der Finanzlage würden Radfahrer weiter auf ein Mountainbike setzen müssen, um die teils holprigen Kanalwege zu nutzen.
„Das wäre ein Rückschlag“, sagte Manfred Kühn, Sprecher der Interessengemeinschaft Teltowkanalaue. Seit fünf Jahren werbe man für den Ausbau der Wege. Den Kopf in den Sand zu stecken sei aber falsch. „Man muss sich um andere Fördergelder bemühen“, sagte Kühn. Selbst 100 000 Euro zur Wegeplanung seien ein Schritt in die richtige Richtung. Jetzt seien die Kommunen gefragt. Statt den Weg auf einmal zu bauen, müssten Teilstücke finanziert werden, forderte Kühn.
Während man sich vor Ort um den Verlust von Fördermitteln sorgt, sieht Winfried Lücking, Flussexperte des Bundes für Umwelt und Naturschutz, eine andere Gefahr: Wenn neue Radwege gebaut werden, sei kaum Platz für einen Kanalausbau. „Was wenn die Absage an das Radwegeprojekt ein erster Schritt ist, um den Teltowkanal doch noch zu verbreitern?“, spekuliert Lücking. Die Rot-Rote Landesregierung habe mit ihrer Entscheidung für einen Ausbau der Kleinmachnower Schleuse auf 190 Meter klar gemacht, dass sie den Schiffsverkehr stärken wolle. „Nichts ist jetzt naheliegender als der Ausbau des Kanals.“
Von Tobias Reichelt
pnn,22.02.2010
Dies kommentiert:
Jetzt erst Recht! Jetzt ist bürgerschaftliches Engagement zum Ausbau des Teltowkanalauen-Radweges
gefragt. Nicht zuletzt auch, um den Ausbau des Kanals - als unsinnige Mittelvergeudung für ein real nicht erforderliches 'Phantom-Projekt' (a la Rhein-Main-Donau-Kanal im Altmühltal) und geplante schädliche Eingriffe in Natur und Flußlandschaft zu unterbinden und stattdessen für einen nachhaltigen Umwelt- und Klimaschutz hier und heute aktiv einzutreten.
jörn dargel, stadtplaner,potsdam (23.02.2010)
pnn-online
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