27.09.2010: DFS Deutsche Flugsicherung
Berlin wird zukünftig in größeren Höhen überflogen
PRESSEINFORMATION. Fundstelle presse.dfs.de
Berlin, 27.9.2010 - DFS stellt Staatssekretären Grundkonzept der Flugverfahren vor
Vertreter der DFS Deutsche Flugsicherung GmbH haben auf Einladung der Staatssekretäre Maria Krautzberger und Rainer Bretschneider vom Berliner und Brandenburger Verkehrsressort das Grundkonzept der Flugverfahren für den Großflughafen BBI vorgestellt. Ziel der Informationsveranstaltung war es, allen Beteiligten ein genaues Bild der geplanten Flugverfahren zu geben und die weiteren Schritte zu besprechen. Die Verfahrensplaner der DFS erläuterten vor Mitgliedern der FLK sowie weiteren Bürgermeistern von Anrainergemeinden Hintergrund, Entstehungsweg und Anforderung der Flugverfahrensplanung und standen für Fragen zur Verfügung.
Nach Präsentation des ersten Grundkonzeptes am 6. September vor der FLK war eine emotionale Diskussion um die Führung der Flugzeuge nach dem Abflug entbrannt. Aufgabe der DFS ist es, die Flugverfahren zu entwickeln, um die Flugzeuge an das Luftstraßennetz anzubinden. „Im Interesse aller Beteiligten sollten wir zu einer sachlichen Diskussion zurückkehren“, bekräftigte der Leiter der Berliner DFS-Niederlassung Hans Niebergall.
Routenfestlegung unter Bürgerbeteiligung
Das jetzt vorgestellte Routenmodell sei noch nicht endgültig. Die DFS hat die FLK als gesetzlich vorgesehenes Gremium der Bürgerbeteiligung früher in ihre Planung mit einbezogen als im Rahmen des Gesetzgebungsprozess zur Festlegung neuer Flugrouten vorgesehen. Demnach gibt es bis zum Abschluss der Beratung im August 2011 genügend Zeit, sich mit den Routen auseinander zu setzen.
Während des Beratungszeitraums beschließt die Kommission Empfehlungen zum Schutz gegen Fluglärm, die auch Änderungen an den Flugverfahren zum Gegenstand haben können.
Nach Beratung durch die Fluglärmkommission erfolgt der Abwägungsprozess in der DFS. Die Lärmschutzinteressen sind neben der Sicherheit, den betrieblichen Erfordernissen und der Kapazität ein wichtiger Teil der Betrachtung. Die finalen Verfahrensentwürfe werden an das Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung (BAF), einschließlich der Abwägung zu möglichen Varianten, übermittelt. Nach Prüfung des Abwägungsprozesses legt das BAF die finalen Routen im Benehmen mit dem Umweltbundesamt und dem Bundesjustizministerium kurz vor Inbetriebnahme des Flughafens BBI am 3. Juni 2012 fest.
Flugrouten werden nicht planfestgestellt
Dieser straffe Gesetzgebungsprozess legt nahe, dass Flugverfahren sinnvollerweise nur zeitnah zum Inbetriebnahmezeitpunkt des Flughafens vorgelegt werden können. Zwischen Antragstellung, Planfeststellungsbeschluss und Ausbau können in der Regel mehr als zehn Jahre vergehen, in denen sich die Kriterien für die Flugverfahrensplanung zwischenzeitlich ändern können – sowohl von gesetzlicher, betrieblicher als auch tatsächlicher Natur. Von daher ist im Planfeststellungsbeschluss von 2004 vermerkt, dass Aussagen der DFS zu möglichen Flugverfahren nur vorläufig und nicht bindend sind.
Die Abweichung zu den in gerader Linie geführten parallelen Abflügen (Paralleler Abflugmodus „abhängig voneinander“) ergab sich aus der Anforderung von 1998, „gleichzeitige, unabhängige Abflüge“ auf den Parallelbahnen durchzuführen, um Abflugverzögerungen während der Verkehrsspitzenzeiten zu vermeiden. Beim „gleichzeitigen, unabhängigen“ Abflugbetrieb von Parallelbahnen greift eine Vorgabe der Internationalen Zivilluftfahrtorganisation (ICAO), nach der kein paralleler Flugverlauf zulässig ist, sondern die Abflugstrecken mit mindestens 15 Grad Unterschied zwischen den Flugwegen geführt werden müssen. Die Genehmigungsbehörde wurde damals von der DFS über diese Abweichung informiert.
Berlin würde zukünftig weniger und in größeren Höhen überflogen
Bei den vorgestellten Abflugrouten würde das zentrale Stadtgebiet von Berlin in ca. 3.000 Metern Höhe und höher überflogen werden, wenn man ein ähnliches Steigprofil unterstellt, das aktuell an beiden Berliner Flughäfen zu beobachten ist. Aktuell wird das Stadtgebiet von Berlin von Abflügen aus Tegel bereits in rund 2.000 bis 2.500 Metern überflogen.
Heute wird Teltow, in mindestens 1.700 Metern und Wannsee in mindestens 2.000 Metern überflogen. Mit BBI würde Teltow bei Nutzung der Startbahn Richtung Westen etwa in 2.000 und der Wannsee in 2.300 Metern und höher überflogen werden. Bei Anflügen auf den Flughafen Tegel werden Teltow und Wannsee derzeit in mindestens 1.000 bis 1.300 Metern überflogen.
Die geplanten Überflüge aus BBI würden von beiden Bahnrichtungen (Osten und Westen) das Stadtgebiet von Berlin zukünftig in größeren Höhen überfliegen. Durch den Wegfall des Flughafens Tegel würde mit Inbetriebnahme von BBI das Stadtgebiet von Berlin zukünftig auch weniger überflogen werden: Es ist davon auszugehen, dass vornehmlich Ziele in Richtung Westen und Süden angeflogen werden. Aufgrund der Lage des Flughafens Berlin Schönefeld im Süden der Stadt würde die Route Richtung Norden über die Stadt entsprechend wenig genutzt.
Final ist dieser Stand jedoch noch nicht. Alternative Routenführungen an der ein oder anderen Stelle können ein Ergebnis der Beratung in der FLK sein.
Fakt ist jedoch, dass die Inbetriebnahme des zentralen Hauptstadtflughafens BBI bevorsteht und dass damit Flugverkehr einhergeht. Auf welchem Wege die Flugzeuge schließlich an das Luftverkehrsstraßennetz angebunden werden, ist nun Bestandteil des Abwägungsprozesses gemeinsam mit der FLK.
DFS Deutsche Flugsicherung GmbH
Die DFS Deutsche Flugsicherung GmbH ist ein bundeseigenes, privatrechtlich organisiertes Unternehmen mit 5.800 Mitarbeitern. Die DFS sorgt für einen sicheren und pünktlichen Flugverlauf. Die Mitarbeiter koordinieren täglich bis zu 10.000 Flugbewegungen im deutschen Luftraum, im Jahr knapp drei Millionen. Deutschland ist damit das verkehrsreichste Land in Europa. Das Unternehmen betreibt Kontrollzentralen in Langen, Bremen, Karlsruhe und München. Zudem ist die DFS in der Eurocontrol-Zentrale in Maastricht vertreten und in den Kontrolltürmen der 16 internationalen Flughäfen. Die DFS erbringt weltweit Beratungs- und Trainingsleistungen und entwickelt und vertreibt Flugsicherungs-, Ortungs- und Navigationssysteme. Auch flugrelevante Daten, Luftfahrtpublikationen und Flugberatung gehören zum Angebot. Die DFS hat folgende Geschäftsbereiche: Center, Tower, Aeronautical Solutions und Aeronautical Information Management.