PRESSEMITTEILUNG - Berlin, 4. Juli 2006
Teltowkanalbrücke: Ignoranter Umgang mit Erinnerungskultur Senat baut Sackgasse für Mauerweg
Zur Sperrung der Brücke über den Teltowkanal erklärt Michael Cramer, Berliner Abgeordneter im Europäischen Parlament:
So schnell hat die Berliner Verwaltung noch nie reagiert. Die am Donnerstag (29.06.) in der Presse erhobene Forderung, den Rad- und Wanderweg auf der ehemaligen Autobahntrasse über den Teltowkanal auch offiziell freizugeben, hat den sonst nur wiehernden Amtsschimmel auf Trab gebracht - leider in die falsche Richtung.
Denn innerhalb von nur zwei Tagen - rechtzeitig für den am Samstag (01.07.) stattfindenden 3. Mauerstreifzug - wurden in Windeseile von der Berliner Verwaltung Fakten geschaffen. Noch vor ein paar Tagen konnte man noch mühelos mit dem Rad die Teltowkanal-Brücke überqueren, durch zwei geöffnete Tore über einen Steg nach Albrechts Teerofen gelangen (Foto 1) und am Kremnitzufer entlang nach Griebnitzsee radeln.
Am Samstag war plötzlich alles anders: Das Tor war nicht nur geschlossen - es war sogar zugeschweißt. Darüber hinaus waren die beiden Eisenträger, die einen kleinen Graben überspannten, entfernt worden, so dass eine Überquerung nicht mehr möglich war.
Mit der Verkehrssicherheit der Brücke hat das alles nichts zu tun. Die Brücke ist problemlos von Osten aus begehbar, an beiden Seiten befinden sich intakte Geländer. Hier sind wohl eher Fahrradfeinde am Werk, wie wir sie aus dem Berlin der 70er und 80er Jahre kennen. Auch die heutige Sperrung der Brücke erinnert an diese Zeit. Damals dokumentierten die Mauersegmente auf der Brückenmitte (Foto 2) die Unüberwindbarkeit - heute der Abbau eines Stegs über einen zu Mauerzeiten angelegten Graben (Foto 3) auf dem - westlichen - Brückenende, dass der Rad- und Wanderweg unterbrochen ist.
Der Mauerweg muss über die alte Autobahntrasse geführt werden, um die letzten authentischen Relikte der Geschichte der deutschen Teilung aus der Zeit vor dem Grundlagenvertrag zu erhalten und sichtbar zu machen. Denn hier geht es nicht nur um die Teltowkanal-Brücke mit den Standspuren der Grenzabfertigung bis 1969 (Foto 4) und die Enklave "Albrechts Teerofen". Auch die alte Raststätte "Dreilinden", die bis zur Verlegung der Autobahn 1969 in Betrieb war und später als Gaststätte des Campingplatzes fungierte (Foto 5) und die überdimensionierte Eisenbahn-Brücke über die Autobahn für die Stammbahn (Foto 6) kann man hier besichtigen. Während die Fehler der Senatspolitik mit dem Mauerkonzept mühsam und kostenträchtig behoben werden, sollen existierende Marksteine am Stadtrand verschwinden.
Das Land Brandenburg will die Autobahn-Brücke unter Denkmalschutz stellen und sie vor dem Abriss bewahren. Dem sollte sich auch Berlin anschließen.
Insbesondere die SenatorInnen Junge-Reyer und Flierl sollten sich der Brandenburger Initiative anschließen, die auch vom Bezirk Steglitz-Zehlendorf unterstützt wird. Der Senat wird aufgefordert, spätestens bis zum 45. Jahrestag des Mauerbaus die Zugänglichkeit über die Teltowkanal-Brücke zu ermöglichen, und den Mauerweg entsprechend auszuweisen.
Hinweis: Die in der PM erwähnten Fotos (1-6) sind unter http://www.michael-cramer.eu/gruene_politik/186708.html zu finden. Sie sind zum Abdruck freigegeben. -- Michael Cramer MdEP Europäisches Parlament ASP 08 H 247 60, Rue Wiertz B-1047 Brüssel Tel.: +32 2 28 45779 Fax: +32 2 28 49779 mcramer@europarl.eu.int www.michael-cramer.de
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