"Teltowkanalaue" nimmt Gestalt an
TELTOW "Wir gewinnen an Fahrt", erklärt Manfred Kühn und fasst damit in Worte, wie sich eine seit Jahren aktive und im Januar zu einer Interessengemeinschaft "Teltowkanalaue" zusammen geschlossene Initiative zu einer breiten Bewegung entwickelt. In dem Bestreben, an den Ufern des bald 100jährigen Kanals einen Park für die Region zu entwickeln, ein Naherholungsgebiet mit durchgängigen Rad- und Wanderwegen, hat man gesellschaftliche Kräfte gebündelt und ist mit Ideen voraus gegangen. Gleichsam ein Lehrstück bürgerschaftlichen Engagements, an dem Bürger, Interessengruppen, Politiker und Wirtschaftsvertreter teilhaben und dass auch anfängliches Zaudern und Trägheit auf Seiten der Kommunen zu überwinden scheint.
"Vom Grenzgebiet der Gemeinden zur grünen Mitte der Region", hieß es beim jüngsten Treffen. Unter diesem Motto soll der "städtebaulich und planerisch vernachlässigte landschaftliche Schatz", so Kühn, behutsam entwickelt werden. Ein Netzwerk aus Fachwissen, alter Erfahrung und neuen Ideen, treibt das Projekt Kanalaue voran. Andere klinken sich ein. So gab die Initiative "Weinberg sind Wir" zu bedenken, dass das architektonisch herausragende Weinbergviertel als "Landmarke" am Teltowkanal vergessen worden sei.
Die "Seehof-Initiative" hofft auf Unterstützung beim Bemühen, trotz neuer Bauabsichten im Stadtteil, Naturlandschaften zu erhalten. Auf Distanz zum Uferweg indes gingen Anlieger der Straße Im Tal: Zwar begrüße man die Regionalparkidee, doch ein Radweg an der Grenze zum Grundstück würde dieses verändern, ja "entwerten", sagte Thomas Peschel der MAZ. Ein Weg am anderen Ufer sei ausreichend.
Ideenskizze soll "Appetit machen"
Vermessungsingenieur Bernd Mengelkamp bezeichnet seine vorgestellte Karte als erweiterbares Gerüst. Eine Ideenskizze, "die Appetit machen kann". Die Gegebenheiten vor Ort sind verschieden. So möchte man im Bereich Wasserbauschule die Uferregion südlich der Schleuse passierbar machen. Findet man einerseits parkähnliche Gebiete am Machnower See, den Bäkewiesen oder gegenüber der Teltower Altstadt vor, trifft man an anderorts auf knappe, unzugängliche Uferzonen, etwa hinter den Fachmärkten oder am Techno Terrain in Teltow. Hier muss frei gehalten werden, fordert Elisabeth Camin-Schmidt von der Lokalen Agenda und betont bewusst eine gute Zusammenarbeit mit dem städtischen Bauamt.
Bis zum 2. Juni soll es trotz knapper verbleibender Zeit möglich gemacht werden, auch auf Teltower Gebiet, den dann 100-jährigen Kanal zu umrunden. Die anhaltende Ungewissheit im Bezug auf den Ausbau der Wasserstraße (Projekt Deutsche Einheit Nr. 17) sorgt für Unmut. Für die Stadt Teltow sei es ein klares "Investitionshemmnis", hieß es und für die Kanalaue planerisch problematisch.
Hoffnungen ruhen auf der KAT
Optimistisch harrt man hingegen der nächsten Sitzung der KAT (Kommunale Arbeitsgemeinschaft "Der Teltow") am 8. März. Nicht zuletzt wegen des sichtbar gewordenen öffentlichen Interesses erwartet man ein positives Abstimmungsergebnis. So signalisierte jüngst die Stahnsdorfer CDU - am Veto der Gemeinde war vor wenigen Wochen das Vorhaben zur Aufwertung der Kanalaue in der KAT gescheitert - ihren Willen, die Auenlandschaft als Naherholungsraum zu entwickeln. "Alle drei können nur gewinnen", sagte Kühn und forderte Stahnsdorf, Kleinmachnow und Teltow unmissverständlich auf, ihre politischen Beschlüsse zu fassen und die Chance zur interkommunalen Zusammenarbeit auszuschöpfen. So sollten in Zeiten klammer Haushalte etwaige finanzielle Fördermöglichkeiten beim Kreis gemeinsam ausgelotet werden. Auch an Mittel des europäischen Strukturfonds (EFRE) denke man. Die Umsetzung des Projekts, hieß es weiter, sei letztlich Aufgabe der Kommunen, hier wäre die ehrenamtliche Interessengemeinschaft mit einer Trägerschaft überfordert. Dass die Wirtschaft mit im Boot sitzt, zeigte die Teilnahme von Unternehmen aus der Region. So stellte beispielsweise das Hotel Courtyard by Marriot den Veranstaltungsraum, in dem am Abend kein Sitz- und Stehplatz frei blieb.
Auf bestehende Wanderrouten rings um den Teltowkanal, an die man anknüpfen könne, machte Wolfgang Hirte (Lokale Agenda) aufmerksam. Ab etwa Mitte März wird er mit Gerhard Casperson (Landschaftsschutzgebiet Bäketal) auf den Spuren alter Treidel- und Trampelpfade für den "Regionalpark" werben.
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