Kleinmachnow und Stahnsdorf treiben Projekt voran / Deutsche Bahn brüskiert Bürgermeister
Die alte S-Bahn-Brücke über den Teltowkanal soll für Fußgänger und Radfahrer geöffnet werden. Das wünschen sich die Bürgermeister von Stahnsdorf und Kleinmachnow, Bernd Albers (BfB) und Michael Grubert (SPD). Zum Deutschen Wandertag im Jahr 2012, zu dem tausende Besucher erwartet werden, könnte die Brücke die Wanderwege am Teltowkanal ergänzen, hoffen die beiden Verwaltungschefs.
„Im November des vergangenen Jahres hat eine erste Begehung der Brücke stattgefunden“, bestätigte Bürgermeister Albers auf Nachfrage. Eine grobe Kostenschätzung für die Instandsetzung der Brücke liege in einem „hohen fünfstelligen Euro-Bereich“, so Albers. Um das Projekt finanziell zu stemmen, soll es nun Gespräche mit dem Landkreis geben. „Ich könnte mir vorstellen, dass wir aus dem Fördertopf für den Wandertag Geld erhalten werden.“
Die Brücke sei „eine wunderbare Ergänzung“ für die Wanderrouten am Teltowkanal. Sie würde es den Fußgängern und Radfahrern erlauben, die Wasserstraße zu überqueren. „Damit entsteht ein attraktiver Rundkurs.“ An der Strecke hätte die Region den Besuchern einiges zu bieten: die Schleuse mit der Info-Bude und den historischen Straßenbahnwagen, in dem die Heimatvereine eine Ausstellung über Verkehrsgeschichte präsentieren. „Die Nutzung der Brücke wäre ein Signal, dass wir es mit der Entwicklung der Kanalaue zu einem touristischen Anziehungspunkt ernst meinen“, so Albers. Wie berichtet, wird der Bund die Planungskosten für Wanderwege an den Kanalufern übernehmen. „Wir warten noch auf die definitive Zusage, dass auch der Bau der Wege finanziert wird.“
Die Nutzung der Brücke wird allerdings nicht ohne Erlaubnis der Deutschen Bahn möglich sein. Dem Unternehmen gehört das gut 100 Jahre alte Bauwerk. Im Juni 1913 waren die ersten S-Bahn-Züge der „Friedhofsbahn“ von Wannsee kommend über die Brücke bis zum Stahnsdorfer Südwestkirchhof gefahren. Mit dem Mauerbau 1961 war damit Schluss.
„Vier Briefe haben wir an die Deutsche Bahn geschrieben, aber bislang kam von dort keine Antwort“, erzählt Albers. Dennoch wollen die Bürgermeister nicht aufgeben. „Das Brücken-Projekt ist für die Region zu wichtig.“
(Von Jürgen Stich) MAZ, 5.2.2010
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