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Hobbykapitäne sind begeistert, wenn sich die Tore der 12 historischen Schleusen wie vor 400 Jahren per Handkurbel öffnen. Ausflügler radeln oder schippern mit Motor-, Paddelboot und Floß durch die beschauliche Landschaft des Finowtals oder werden gar an langer Leine von einem auf alten Treidelpfaden gemächlich schreitenden Schimmel die Wasserstraße längs gezogen. Solche Szenen wecken Begehrlichkeiten. Besonders, wenn man sich seit Jahren engagiert, wie viele Aktive der Interessengemeinschaft Teltowkanalaue, einem Zusammenschluss von Bürgern, Initiativen und Vereinen, die das Ziel eint, die Kanalaue als grüne Mitte von Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf für Naherholung und Tourismus zu erschließen. Rad- und Wanderwege sollen von Steglitz bis Griebnitzsee führen und kulturhistorische Landmarken, von der Teltower Altstadt bis zum Südwestkirchhof erlebbar machen.
In der Kommunalen Arbeitsgemeinschaft Region Finowkanal (KAG) sorgen im Barnim seit 1996 zehn Anrainerkommunen für eine Entwicklung. Ihr Vorzeigeprojekt bekam viel Lob und jüngst eine Auszeichnung. Ganz mit der Sache verbunden ist Reinhard Schliebenow. Auf Einladung der IG stellte er im " Courtyard" eine erfolgreiche interkommunale Arbeit vor. Der langjährige Geschäftsstellenleiter der KAG brachte mit Bildern von Marinas, Radwegen und Anlegern manchen ins Schwärmen, gab zugleich aber Anregungen und Erfahrungen weiter. Der 32 Kilometer lange Finowkanal ist die älteste noch schiffbare künstliche Wasserstraße Deutschlands. Nach seiner Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg wurde das imposante Bauwerk unter der königlichen Order Friedrichs des II. ein zweites Mal errichtet und avancierte zu einer der bedeutendsten Binnenwasserstraßen Deutschlands, bevor 1914 der parallel geführte, effektivere Oder-Havel-Kanal seinen historischen Vorgänger abhängte. Es wurde still am Kanal. Doch nach der Wende sorgten engagierte Bürger für eine Renaissance. Man sammelte Unterschriften, gewann Sponsoren, um die insgesamt 400 Jahre alte Wasserstraße ins Bewusstsein zu heben. Gelder flossen, Schleusen wurden in Gang gesetzt, Dorfkerne saniert, Wege und Stege entstanden.
Auch die Region Teltow hat ihre kommunale Arbeitsgemeinschaft. Und sie hat den Teltowkanal. Jüngst 100 Jahre alt geworden, fasziniert er viele Alteingesessene und Neubürger gleichermaßen. Doch während andernorts ein von Kommunen gemeinsam beschlossenes Gesamtkonzept zum Erfolg führte und heute als unabdingbar auch den hiesigen Verantwortlichen angeraten wird, wirkt die interkommunale Diskussion vor Ort weniger einheitlich, ist geprägt durch Ankündigungen, Zaudern und Interessenkonflikte. Hinzu kommt eine schwierige Ausgangssituation: Der Teltowkanal steht nicht vor seiner Stilllegung, sondern vor einem genauso groß dimensionierten wie umstrittenen Ausbau, der im Rahmen der Deutschen Einheit einst fest geschrieben, nun einer Klärung harrt. Die Aktiven der IG haben dennoch durch Veranstaltungen, Wanderungen, Flyer, Internetauftritt und Lobbyarbeit vor allem eines gewonnen: Das Interesse der Bürger, die auf den "weichen Standortfaktor" setzen. Im "Courtyard" diskutierten auch kommunale Vertreter den Erfolg im Finowtal, wo eine Einwohnerumlage, gekonntes Marketing und nicht zuletzt die gemeinsam getragene Vorleistung der Kommunen, letztlich effektiver erscheinen, als hiesige Diskussionen um wassergebundene oder asphaltierte Wegedecken. Bürgermeister Thomas Schmidt war der Einladung gefolgt und sieht nun die "Region auf einem guten Weg", auch wenn die KAT völlig anders aufgestellt sei. Immerhin, seit Dezember 2006 kann das Planungsbüro "Ökologie und Planung" im Auftrag der KAT endlich an einer lange verschobenen Machbarkeitsstudie zur Entwicklung der Kanalaue arbeiten.
Konstanze Wild
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